
Das programmatische Werk „Ikarus“ von Fritz Neuböck basiert auf einer Sage der griechischen Mythologie, jener von Dädalus und dessen Sohn Ikarus.
Dädalus, ein griechischer Gelehrter und Erfinder unterrichtete seinen Neffen Perdix, welchen er aber aus Neid auf sein Können getötet hat. Daraufhin wurde er von König Minos gemeinsam mit seinem Sohn Ikarus im Labyrinth des Minetaurus auf Kreta gefangen gehalten. Dem listigen Dädalus gelang aber mit Ikarus die Flucht aus dem Labyrinth, da Minos jedoch die Seefahrt kontrollierte erfand Dädalus für sich und seinen Sohn Flügel, indem er Federn mit Wachs an einem Gestänge befestigte. Vor dem Start schärfte er Ikarus ein nicht zu hoch und nicht zu tief zu fliegen, da sonst die Feuchte des Meeres bzw. die Hitze der Sonne zum Absturz führen würde.
Zuerst ging alles gut, aber nachdem sie Samos und Delos zur Linken und Lebinthos zur Rechten passiert hatten, wurde Ikarus übermütig und stieg so hoch hinauf, dass die Sonne das Wachs schmolz, die Federn sich lösten und er ins Meer stürzte. Der verzweifelte Dädalus, welcher sicher in Sizilien ankam, benannte das Land Ikaria zur Erinnerung an seinen geliebten Sohn, errichtete einen Tempel für Apollon und hängte seine Flügel als Opfer für den Gott hinein.
In der Deutung des Schriftstellers Ovid ließen die Götter Ikarus aus Rache an seinem Vater sterben, weil dieser seinen Neffen getötet hatte.
Die Komposition von Fritz Neuböck basiert auf dem Ablauf der Eckpunkte der griechischen Sage:
Tod – Gefangenschaft – Flucht – traute Zweisamkeit von Vater und Sohn – der Flug – Ikarus‘ Tod – die Trauer des Vaters
Im Stück tragen die Teile die Titel:
in prison (in Gefangenschaft) – escape from Labyrinth (Flucht aus dem Labyrinth) – father and son – to get ready to fly – wings for freedome – ikarus‘ death – funeral march (Trauermarsch)
Mit dem vorgelagerten Prolog und dem finalen Epilog schließt Fritz Neuböck den Kreis ebenso wie Ovid in seiner Deutung dieser Sage aus der griechischen Mythologie.






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